[vc_row][vc_column width=“1/2″][us_separator height=“15px“ size=“custom“][vc_column_text]Heute in der U-Bahn saß ich so, strickte vor mich hin und hörte mit halbem Ohr den Unterhaltungen der Mitfahrer zu. Zwei Junge Männer unterhielten sich, ich vermutete türkisch. Zwischendrin hörte ich Worte wie „Zulassungstelle“ und „Fahrzeugschein“. Akzentfrei. Aha, dachte ich, die eigene Sprache hat keine Wörter dafür. Als ich dann noch ein „auf jeden Fall“ hörte, sprach ich den jungen Mann darauf an. Er und sein Freund seien Deutsch-Türken, hier aufgewachsen, sprächen aber beide Sprachen. Alles in einwandfreiem und, muss man in Mittelfranken hinzufügen, akzentfreiem Deutsch.
Der Fahrgast mir gegenüber schaltete sich ins Gespräch ein, er hätte das schon öfter gehört, dass deutsche Wörter mit der Herkunftssprache gemischt würden. Und schließlich sprächen ja hier in Deutschland auch viele Menschen Dialekte und auch sonst überall. Er frug sich, warum er sich seinen abgewöhnt hätte; na ja, er sei aus dem Osten. Nächste U-Bahn-Station, einer der Deutsch-Türken steht auf und steigt aus, und wünscht mir einen schönen Tag.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][us_separator height=“15px“ size=“custom“][us_image image=“3924″ size=“full“][/vc_column][/vc_row]Schlagwörter: U-Bahn
[vc_row][vc_column][us_separator height=“15px“ size=“custom“][vc_column_text css=“.vc_custom_1487160073057{margin-right: 30px !important;margin-left: 30px !important;}“]Man bemühte sich, höflich zu sein: „Ihr macht Urlaub im Pfälzer Wald?!“ Sehr verwundert. „Ja“. „Schön.“ Stirnrunzeln. Zugegeben, der Pfälzer Wald ist kein ‚Premium‘-Reiseziel in Deutschland. Leider.
Kronhardt ist der Name einer Bremer Stickerei-Manufaktur mit Tradition. Willem ist ihr Erbe, aber eigentlich treibt es ihn woanders hin. Sein Vater stirbt früh unter mysteriösen Umständen, die Mutter heiratet den Bruder des Vaters und gestaltet die Zukunft der Stickerei weiter, die Willem einmal übernehmen soll. Willem hat dem nicht viel entgegenzusetzen, „stolpert“ aber immer wieder über Menschen, die ihm eine andere Sichtweise auf die Welt zeigen. Die ihn durchatmen lassen in dem Mief, in dem er aufwächst. Denn seine Mutter und auch ihr neuer Ehemann, so zeigt sich, sind ideologisch immer noch im 3. Reich beheimatet. Willem schafft es, sich ein Leben einzurichten, das ihm die Freiheiten lässt, die er für sich braucht. Der Tod des Vaters, dem er sehr verbunden war, beschäftigt ihn immer wieder, und irgendwann engagiert er zwei Privatdetektive, die Licht in die Umstände des Todes seines Vaters bringen sollen.
Was sich dem Leser in der Folge immer deutlicher aufdrängt, dem verweigert sich Willem bis zum Schluß dieses 800-Seiten Buches.
Begleitet wird die Geschichte, die in den 50iger Jahren beginnt und bis in die Jetzt-Zeit andauert, von indirekten Vermerken auf Geschehnisse der Zeit. Sie gliedern sich wie nebenbei in die Handlung ein. Der Leser weiß, was gemeint ist, ohne dass Dormann die jeweiligen Ereignisse explizit formuliert.
Das Buch ist wunderbar geschrieben, die Figuren sind sehr lebendig und Willem taugt zur Orientierung und zum Abgleich von eigenem Erleben.
Der Sommer ist irgendwann vorüber und dann ist Zeit für so ein Buch, für dieses Buch.
Mit einer guten Freundin treffen, eine Flasche Wein schultern und um die Alster määndern. Einen ganzen Tag lang. Fast wie Urlaub, nein Urlaub. (mehr …)